22. Spieltag Taktikfüchse sind auch nur Menschen
Da Joachim Löw unerwarteterweise keinen der Fortunen in den vorläufigen EM Kader aufgenommen hat, ich meine ja, dass das nur daran liegt, weil viele einfach nur ihr Handy ausgeschaltet hatten, konnte es an diesem Sonntag mit 11 Mann wieder auf den Rasen gehen. Zu Gast war der Tabellenführer, die Reserve der SPG SV Empor Walschleben, im Stadion am Dorfe in Solomonsborn.
Da das DFB Pokalfinale bereits am Vortag zwar mit Elfmeterschießen, jedoch völlig ohne Ausrutscher stattfand, war die Fußballnation wieder bereit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Immerhin war es ein Spitzenspiel der Liga und so zog es zahlreiche Zuseher in das ungewohnt unzugige Rund. Die Sonne brannte vom Himmel, die Linien waren gezogen, Schiedsrichter Büchner und seine Assistentin Olivia Kotylla waren ebenso vorhanden und so konnte es los gehen. Es war Fußballzeit.
Diese beginnt meist mit einem Anstoß und dies taten die in Rot und Weiß gekleideten Gäste auch sofort und hervorragend nach dem Anpfiff.
Warum die Walschlebener dort stehen, wo sie stehen, machten sie auch gleich dort, wo sie rannten, deutlich. Auf dem Rasen nämlich. So spurtet Olivieri über den kompletten Platz. Sein Torschuss war dann aber zum Glück kein Problem für Dehling.
Dass auch die Fortunen mitspielen wollten und konnten, zeigte kurz danach Hahn, der einen guten Angriff über Meier einleitet. Leider war der Winkel für letzteren zu spitz, so dass dieser Aktion kein Erfolg beschieden sein sollte.
Danach neutralisierten sich beide Teams für etwa 15 Minuten. Die Fortunen verschoben sich klug und auch Walschleben ließ nicht viel zu. Fußballexperten sprechen hier von einem Spiel, dass von Taktik geprägt war. Ja, am Rande sah man sogar gewisse Parallelen zum gestrigen Pokalfinale wobei Walschleben eher bayerte und die Fortunen eher dortmundeten. Einem technikaffinen Zuschauer musste dieses Spiel sehr munden.
Zwar versuchte es Kroupa mit einem Fernschuss, war aber ebenso glücklos wie Heß, der noch von Heinemann sauber und fair abgeblockt wurde. Aber auch die Mannen um Trainer Scheunert hatten ihre Chancen. So passt Mühlberger auf Meier, aber heute war kein Glück im Spiel und dann kam auch noch Pech dazu.
Dieses war aber gleichmäßig verteilt und so geht auch ein Heber von Blaurock über den Kasten Dehlings. Durchatmen an der Seitenlinie.
In der 24. Minute bekamen die Wlaschlebener einen umstrittenen Freistoß, etwa drei Meter von der Strafaumgrenze in zentraler Position zugesprochen. Da leider die meisten der Zuschauer auf walschlebener Seite waren, blieb dies jedoch unkommentiert. Ein Walschlebener legt sich den Ball ebenso kurz zurecht wie hernach ab auf Döpping. Dieser schießt und… Trifft unhaltbar flach ins rechte Eck. Es stand 0:1. Ich muss noch einmal mit der Mäusegewerkschaft reden. Denn komischerweise regte sich danach kein Aufstand gegen den Jubel, den Trubel und die Heiterkeit der Gästefans. Aber es sei ihnen gegönnt, ein großes Kompliment an dieser Stelle an die Mitgereisten.
Wie schon so oft ließen sich die Gastgeber davon aber nur wenig beeindrucken und so geht das Spiel mit einem Schuss Mühlbergers weiter, der allerdings weit über das Gehäuse von Drews geht. Also der Ball, nicht Mühlberger.
Die beste Chance der ersten Halbzeit leitet ein klasse Flankenlauf von Meier ein, dessen Schuss noch von einem Walschlebenerianer abgefälscht wird, seinen Weg aber leider nicht ins Tor findet. Das hätte es sein können, das Quentchen Glück, was den Fortunen manchmal fehlt. Und so ging es mit einem Rückstand in die Halbzeit und die Kabinen.
Halbzeitfazit: Die Gäste führten verdient, sie hatten die besseren Chancen und die notwendige Abgeklärtheit, lange auf ihre Chance zu warten und diese eine dann zu nutzen. Taktisch war dies jedoch von den 96ern die beste Leistung, die ich bisher sah. Scheunert sagte dazu auf der anschließenden Pressekonferenz: „Es ist mein Ziel, jeden Spieler besser zu machen.“ Was die Taktik anbetraf, ist ihm dies bereits nach kurzer Zeit gelungen. Noch waren 45 Minuten zu spielen. Vielleicht ging ja noch etwas für sein Team in dieser Zeit, die nur echte Fußballkenner als zweite Halbzeit bezeichnen.
Jedoch begann diese gleich mit einer Schrecksekunde. Döpping döpiert das komplette Mittelfeld und kann gerade noch von Vitzthum abgefangen werden.
Dies schienen die 96er als Weckruf gebraucht und verstanden zu haben. Denn plötzlich wurden sie mutiger und der eingewechselte Hacker sorgt gleich für ordentlich Gewühl im Strafraum der Gäste.
Plötzlich trauten sie sich mehr und Hahns Pass auf Meier kommt nicht nur an, sondern sorgt auch für Gefahr. Es war wieder Leben im Spiel und nach einer Ecke versucht sich Hacker mit einer Bauchablage auf Meier, jedoch leider glücklos.
In der 51. Minute kann wieder Dehling seine ganze Klasse beweisen, als er einen Schuss aus fünf Metern von Heß klasse wegreflexen kann. Eine Flex ist übrigens das wichtigste Werkzeug eines Torwartes. Gut, wenn man eine Gute hat.
Nun war es wieder an der Fortuna das Spiel schnell zu machen. Dies dachte sich auch Lukesch, der Klein bedient. Letzterer kann aber noch abgedrängt werden.
Das Spiel ging nun hin und her und beide versuchten noch einmal zum Torerfolg zu kommen. Vielleicht mal durch einen Standard. Doch Mühlbergers Freistoß in der 65. Minute ging nur in die Mauer und Kleins Schuss nach hervorragendem Lauf daneben. Irgendwie fehlte heute der Lauf im Spiel.
Ein sehenswertes Spiel brachte ein weiteres Hochlicht als Mühlberger das Spielgerät in letzter Sekunde noch von der eigenen Linie kratzen konnte. Eine wahre Glanztat, die die Entscheidung verhinderte.
Die Spannung lag förmlich in der Luft als Hahn nach Balleroberung Klein bepasst, jedoch war dessen Abschluss doch zu harmlos. Auch Meiers satter Versuch brachte nichts zählbares auf die Anzeigetafel.
Vielleicht hatte Fußballgott ja doch ein Einsehen, als er in der in der 85. Minute einen Ball von Maschner an die Unterkante der Latte wieder zurück ins Spiel brachte. Schiedsrichter Büchner schaute auf seine Uhr, die jedoch kein Tor anzeigte. Ich habe mir im Nachgang diese Szene noch einmal aus der Hawk Eye Perspektive angesehen und kann die Gäste beruhigen. Er war nicht drin.
Die Fortunen hatten sich noch nicht aufgegeben und Mühlberger versuchte es noch einmal nach Einwurf Göhlers, aber, das sprichwortliche Pech hing an seinen Töppen.
Dass Göhler selbst kurz vor Schluss das Lederige aus guter, jedoch schwer zu nehmender Position nicht richtig treffen konnte, setzte diesem Spiel noch die Krone ins Gesicht.
Nach einminütiger Nachspielzeit pfiff Büchner dieses Spiel ab und somit stand der Sieger fest.
Fazit: Ein Spiel, das mit dem Tabellenführer einen verdienten Sieger gefunden hat, aus dem man aber auch, trotz Niederlage, sehr viel aus Fortunensicht lernen konnte. Das war taktisch klug und mit ein wenig mehr Fortune, wäre hier mehr zu holen gewesen. Es war eine klare Handschrift zu erkennen und jeder stand für jeden ein. Klasse gekämpft. Mit dieser Einstellung wird es in der nächsten Saison schwer, euch zu schlagen. Klasse gemacht Jungs! Klein sagte auf der Abschlusspressekonferenz auf die Stimmung in der Mannschaft befragt: „Mir tut alles weh.“. Bericht: M. Wilde
Tore: 0:1 Döpping (24.)
Aufstellung: Dehling, Lukesch, Jülich, Natt (46.\Noack 81.\Göhler), Mühlberger, Klein, Vitzthum, Meier, Eichelbrenner, Heinemann (46.\Hacker), Hahn