24. Spieltag Ein würdiger Abschluss
Ein Sänger sang dereinst, dass alles ein Ende hat, nur die Wurst, die hat zwei. Da die Saison in der Kreisliga Erfurt/Sömmerda keine und keinem Wurst ist, kam es am heutigen Sonntag zum letzten Spieltag der Liga.
Abseits der Fußball EM in Frankreich galt es für die Fortunen, viel Wichtigeres zu verteidigen. Den fünften Platz als erklärtes Saisonziel. Leider war ein positives Torverhältnis nach der deftigen Niederlage vom Vorspieltag kaum mehr möglich.
Nachdem in der Vorwoche so wichtige Fragen geklärt wurden wie zum Beispiel, wie es in des Bundestrainers Unterhose riecht oder wie man einen Elfmeter trotz viel Gepose, einer traumhaften Figur und einem Schritt nach rechts verschießt, konnte man sich nun auf das Wesentliche konzentrieren. Kreisligafußball, der für die zahlreich angereisten Zuseher wohl das Herz und die Seele nicht nur des Erfurter Fussballs ist.
Zu Gast war heute der Tabellennachbar die Reserve der SPG An der Lache Erfurt. Einen Gegner, der in der ersten Halbserie erst durch ein spätes Tor bezwungen werden konnte. Keine leichte Aufgabe für das Scheunert Team.
Der Rasen war grün, der Himmel trüb, die Linien weiß und die Fortunen? Sie waren heute in sehr schmückendem Rot und Gold gewandet, welches ein ein wenig spanisch anmutete. Schiedsrichter Moser wurde unterstützt von Keller und Büchner und so konnte es mit einem Anpfiff, wie er im Buche steht, los gehen.
Den unbedingten Siegeswillen merkte man den 96ern gleich an. Sie nahmen das Spiel sofort in die Hand oder vielmehr den Fuß. So passt Vitzthum in der ersten Minute gleich auf Schatz. Seine Flanke ist aber selbst für den wieselflinken Schatz zu schnell. Ein erstes Achtungszeichen war aber gesetzt.
Nur kurz darauf erobert Hacker den Ball um ihn zu Schatz zu geben, dieser legt ab auf Meier, der jedoch zum Leidwesen der Fortunenfans noch abgedrängt werden konnte.
Dann kam die 4. Minute und mit ihr ein schneller Flankenlauf von Weiland, der Pass in die Mitte auf Meier und der lässt sich die Chance nicht entgehen und netzt unhaltbar für Torwart Greiner-Well zum 1:0 für die Richtigen ein. Da diesmal keine Feldmäuse anwesend waren, sie feierten alle ihren höchsten Feiertag, den Tag des Käses, kannten der Jubel, der Trubel und die Heiterkeit am Seitenrand keine Grenzen.
Ein altes Sprichwort besagt, dass der, der sich zu früh freut, sich oft über den Spott nicht beklagen muss. So führt ein Ballverlust im Mittelfeld kurz darauf für Raunen und Argen unter den Fans. Doch durch schnelles Umschaltspiel der Fortunen konnte Ärgeres vermieden werden. Ich versuchte mich übrigens neulich selbst mal an diesem schnellen Umschaltspiel auf der heimischen Fernbedienung. Leider ohne Erfolg. Es kommt aber auch gar nichts mehr Gutes im Fernsehen. Vermutlich deshalb wurde auch der Fußball erfunden, dass man als Mann und auch als Frau, mal von der Glotze weg kommt, aber ich schweife ab. Zurück zum Spiel.
Die nächsten zehn Minuten neutralisierten sich beide Teams zum größten Teil und es passierte, mal abgesehen von der Ankunft gleich zweier Hunde, nichts Aufregendes.
Das sollte sich aber schnell ändern. In der 15. Minute konnte Dehling sein ganzes Können beweisen, indem er einen von Toth schnell vorgetragenen Ball hervorragend abwehren konnte.
Dies diente wohl den 96ern als Weckruf und sie besannen sich wieder auf das Spiel und bekamen in der 17. Minute nach einem Foul an Klein einen Freistoß zugesprochen. Freistoßgott Mühlberger legt sich das Spielgerät zurecht und zirkelt es auf den im Strafraum lauernden Schatz, der trocken und gewohnt routiniert zum 2:0 einschiebt. Die Hunde erschraken etwas, als sich die Fans der Fortunen jubelnd und trubelnd und voller Heiterkeit in den Armen lagen.
Als wollten die Lachianer andeuten, dass dies noch lange nicht die Vorentscheidung ist, taucht plötzlich Meyer mit Ypsilon alleine vor Dehling auf. Doch der Torhüter der Fortuna lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen und klärt im Stile eines Klassemanns.
Das Spiel ging nun hin und her. So kommt Hacker nach Pass von Meier mit I zu einer Chance, kann den Ball aber nicht mehr entscheidend am Überqueren der Seitenlinie hindern. Nur wenige Sekunden später versuchen es beide noch einmal umgekehrt, doch Meier verzieht knapp.
Im Gegenzug, übrigens ein ICE auf der Strecke Erfurt-Leipzig, versucht sich noch einmal Meyer mit einem Fernschuß. Dehling muss aber nicht eingreifen, der Ball geht in den immer dunkler werdenden Himmel.
Und so ging es mit einer 2:0 Führung in die Kabinen und an dieser Stelle ist es einmal mehr Zeit für das:
Halbzeitfazit: Die Führung war gerecht. Zwar versetzten die Lachianer einige Nadelstiche, blieben aber nicht zuletzt durch den hervorragend aufgelegten Dehling insgesamt zu ungefährlich. Die Abwehr der Fortunen stand sicher und nach vorne gelang zwar nicht alles, aber doch einiges.
Noch ein Grund, warum Männer auf den Fußballplatz gehen um selbigen zu schauen ist, dass ein Anpfiff zur zweiten Halbzeit wesentlich angenehmer ist, als ein Anpfiff der Frau oder der Freundin. So lies Moser ohne zu mosern seine Pfeife erschallen und es ging weiter. Ich erspare mir und dem Leser hier bewusst diverse Anspielungen auf die Pfeife von etwaigen Bundestrainern. Obwohl mir an dieser Stelle einige auf der Zunge, oder vielmehr auf den Fingern liegen.
Dass Schatz nicht nur Vollstreckerqualitäten sondern auch Vorlagequalitäten hat, beweist er kurz nachdem der Pfiff verklang, indem er Hacker bedient, der das Lederige nur knapp neben das Aluminiumne setzt.
Wenige Sekunden später setzt sich wiederum Schatz gegen einen gefühlt doppelt so breiten Gegner durch, nachdem ein hervorragender Pass gleich das komplette Mittelfeld und die halbe Abwehr gepackingt hat, wie man im modernen Fußball der Analysten so sagt. Leider gerät er dadurch etwas zu sehr aus dem Tritt, so dass sein Tritt gegen den Ball knapp neben den Kasten geht. Also vielmehr der getretene Ball, nicht der Tritt selbst.
Da es sich um den letzten Spielbericht dieser Saison handelt, sei mir an dieser Stelle ein kleiner Ausflug gestattet. Wem auch immer diese neuen Analyse Methoden einfallen, der vergisst oft, dass egal wer die Bälle besitzt und wie viele davon, und egal wer hier wen packingt, am Ende immer noch die Mannschaft gewinnt, die ein Tor mehr schießt, als die andere. Und das ist in meinen Augen die einzig richtige Analysemethode. Aber, wie sagte schon einst Kahn zu Welke: „Was weiß ich denn schon“. Zurück zum Spiel.
In der 55. Minute dachte sich Mühlberger, dass man auch einmal eine gewisse Distanz zum Ball haben muss und versuchte es einfach mal aus selbiger mit einem gleichnamigen Schuss. Leider ohne Fortune.
Dass die Lachianer das Spiel nicht kampflos hergeben wollten, bewiesen sie in den nächsten zehn Minuten, die die stärksten des Gastes waren. Doch weder Palanki, der aus 20 Metern eisklat abzeiht noch der frei durchgelaufene Dallmann konnten Torwartlegende Dehling heute aus der Ruhe bringen. Er fing und klatschte einfach alles ab und ließ den Ball einfach von sich abtropfen, als wäre es Regen in einer lauen Sommernacht.
In der 65. Minute bekamen die Zuseher etwas ganz seltenes und hochgradig entzückendes zu sehen. Kopfballungeheuer Klein schraubt sich nach einer Flanke von Schatz im zentralen Strafraum der Spielvereinigung zum Kopfball hoch und erwischt den Ball noch mit den Haarspitzen. Leider geht letzterer am Tor vorbei.
Dass Dehling heute unbezwingbar ist zeigte er zehn Minuten später, als er Toths Schuss zur Ecke klären konnte. Zuvor war der Ball im Mittelfeld plötzlich spurlos verschwunden. Man spricht hier auch von einem Ballverlust.
Die letzten 15 Minuten waren hauptsächlich von Wehmut bestimmt, da Scheunert noch einmal alle im Vorfeld des Spieles verabschiedeten und scheidenden Spieler einwechselte. Unvergessen werden die roten und mittlerweile blauen Striche der Schuhe von Göhler bleiben, die gewohnte Routiniertheit von Routinier Steinborn und die Glanzparaden vom Exaustralier Natt. Ich ziehe an dieser Stelle meinen Hut vor dem, was ihr für die Fortuna geleistet habt und bedanke mich für manch schöne Ballstafette und manch gehaltenen Ball.
Achso. Abpfiff? Ja, den gab es.
Spielfazit: Der Sieg war verdient. Die Fortuna war das bessere Team und habt den besseren Fußball gespielt. Wenn manchmal der einfachere Pass gekommen wäre, hätte das Spiel auch leicht 3:0 ausgehen können. Wenn Dehling nicht so glanzparadiert hätte, jedoch auch leicht 2:2. Dennoch: Super Leistung Jungs und ihr habt es euch verdient.
Saisonfazit: Als Neuling in der Liga seid ihr sofort angekommen. Wer hätte am Anfang ernsthaft daran geglaubt, dass ihr zu keinem Zeitpunkt der Saison vom Abstieg bedroht seid. Im Gegenteil. Ihr habt sogar oben mitgespielt und das sehr ordentlich. Mit dem fünften Platz ist das sehr ambitionierte Saisonziel erreicht worden. Glückwunsch an dieser Stelle zu einer hervorragenden Leistung. Weiter so, dann wird das bestimmt auch bald was mit der Bundesliga. Auf die kommende Saison. Denn eine alte Fußballweisheit besagt: Nach der Saison ist vor der Saison. (Bericht M. Wilde)
Hier noch einige Stimmen der abschließenden Pressekonferenz:
Trainer Scheunert: „Ich bin stolz auf mein Team! Hier ist zusammen gewachsen, was zusammen gehört!“
Marven Vitzthum zu den Qualitäten seines Kollegen Schatz befragt: „Er ist ein ganz schöner Arsch.“ (Anm. der Red. Das ist das wohl größte Kompliment unter Fußballspielern.)
Joachim Löw: „Ua! Luft! Luft! Ich brauch Luft!“
Der extra aus Frankreich eingereiste Oliver Kahn: „ich gratuliere meinem Kollegen Dehling zu der heutigen Leistung. Manomann, einige hätte selbst ich nicht gehalten!“
M. Wilde: „Es macht Spaß, der Mannschaft zuzusehen. Vielen Dank und weiter so!“
Tore: 1:0 3. Minute Meier; 2:0 17. Minute Schatz
Aufstellung: Dehling, Lukesch (73./Steinborn), Meier, Jülich, Eichelbrenner, Weiland (85./Natt), Mühlberger, Klein, Schatz, Hacker (79./Göhler), Vitzthum